Das WIPIG-Interview mit Prof. Dr. med. Gerbes zum Thema „Lebererkrankungen“

Prof. Dr. med. Gerbes, Medizinische Klinik und Poliklinik II des Klinikums der Universität München und Leiter des dort ansässigen Leber Centrums, entwickelte in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen und gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit im Rahmen der „Aktion Lebercheck 2010“ einen, auch heute noch aktuellen, Bewertungsbogen mit 10 Fragen zur Einschätzung der Lebergesundheit. Dieser ist unter www.wipig.de > Materialien > Projekte > Lebererkrankungen abrufbar.

Herr Prof. Gerbes, viele Lebererkrankungen sind im Frühstadium reversibel oder zumindest gut behandelbar. Welche Maßnahmen sind zur Vorsorge sinnvoll?

Sinnvolle Präventivmaßnahmen hängen von den individuellen Risikofaktoren ab. Denken Sie z. B. an das Lebensalter, das Körpergewicht, medikamentöse Therapien, Sport, Alkohol- und Nikotinkonsum, aber auch an riskantes Sexualverhalten bzw. die Vorsorge durch bestimmte Schutzimpfungen, wie die Hepatitis B-Impfung.

Liegen keine relevanten Risikofaktoren vor, wird zur Abklärung laborparametrisch die Alanin-Aminotransferase (GPT) bestimmt, deren Messung von den Krankenkassen im Rahmen einer gesetzlichen Vorsorgeuntersuchung finanziert wird. Bei Risiken oder Beschwerden erfolgt neben der GPT-Bestimmung zunächst ein Leber-/Oberbauch-Ultraschall.

Wie sieht eine lebergesunde Lebensweise aus?

Die Lebergesundheit ist eng verknüpft mit einer ausgewogenen Ernährung, mäßigem Alkoholkonsum, ausreichend sportlicher Betätigung sowie einem normalen Körpergewicht. Auch der Genuss von mindestens zwei Tassen Kaffee pro Tag ist mit einer leberprotektiven Wirkung assoziiert.

Die steigende Anzahl übergewichtiger und adipöser Personen, die damit verbundene Insulinresistenz und das metabolische Syndrom gehen mit signifikanten Auswirkungen hinsichtlich der Prävalenz chronischer Lebererkrankungen einher. Durch Kombination einer angemessenen Kalorienaufnahme mit regelmäßigen Bewegungseinheiten und sportlichen Aktivitäten lassen sich die metabolischen Stoffwechselwege verbessern.

Der Fragebogen ist mittlerweile 11 Jahre alt. Wäre eine ergänzende Frage zum Konsum Fructose-haltiger Lebensmittel sinnvoll?

Der Konsum übermäßiger Mengen Fructose-haltiger Lebensmittel, z. B. durch den Genuss von Smoothies oder gesüßten Getränken, ist mit einer vermehrten Fetteinlagerung in der Leber assoziiert. Das Risiko für einen Leberschaden steigt zudem bei zu hohem Verzehr fetthaltiger Speisen in Verbindung mit einem hohen Alkoholkonsum. Diese Faktoren führen i. d. R. zu Übergewicht und erhöhen das Risiko für eine spätere Diabeteserkrankung. Eine Frage zum Konsum Fructose-haltiger Lebensmittel erübrigt sich anhand der Fragen zum Body-Mass-Index sowie zu Alkohol und Sport, auch wenn eine generelle Aufklärung zu dieser Problematik angezeigt ist.

Herr Prof. Gerbes, wir danken Ihnen für das Interview!

01.07.2021 (Das Interview führte Xenia Steinbach.)

Ihr Pressekontakt:
Xenia Steinbach
Tel.: 089 - 92 62 41, E-Mail: info(at)wipig.de

Marion Resch
Tel.: 089 - 92 62 87, E-Mail: presse(at)wipig.de

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