Medikamentenabhängigkeit – das unterschätzte Problem
Apotheken in Bayern klären über mögliche Suchtgefahren auf
München, den 18.4.2012 „Mit ein paar Schlaftabletten fing es an. Zum Schluss war mir egal, was ich genommen habe.“ Ein Satz, den auch die bayerischen Apotheker in den letzten Jahren immer öfter zu hören bekommen. Deutschlandweit sind schätzungsweise gut 1,5 Millionen Menschen medikamentenabhängig. Besonders häufig sind Frauen über 60 Jahren betroffen. „Im Alter nehmen die Menschen mehr Medikamente ein. Es liegt also in der Natur der Sache, dass die häufigste Suchterkrankung bei älteren Menschen – neben der Alkoholsucht – die Medikamentensucht ist. Vor allem die Abhängigkeit von Schlaf- und Beruhigungsmittel, nimmt mit steigendem Alter zu“, sagt Apothekerin Cynthia Milz, Sprecherin des WIPIG – Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer. „Leider erleben wir Apotheker es sehr häufig in unserem Berufsalltag, dass sich viele Betroffene ihrer Abhängigkeit nicht bewusst sind“, so Milz.
Die Apothekerinnen und Apotheker sind aufgrund ihres engen Kontaktes zu den Patienten gute Ansprechpartner, um Betroffenen und Angehörigen Hilfestellung zu geben. Außerdem sind sie gesetzlich verpflichtet, bei begründetem Verdacht auf Missbrauch, das Medikament nicht abzugeben.
Die Bundesregierung bindet die Apotheker deshalb eng in ihre „Nationale Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik“ ein, die am 12. Februar 2012 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde: „Apothekern kommt eine wesentliche Funktion in der Beratung zu Arzneimitteln und damit in der Prävention von Arzneimittelmissbrauch zu. Sie können zu einem frühen Zeitpunkt zielgerecht auf die Suchtgefahren und andere Risiken aufmerksam machen und zur Motivation einer indikationsgerechten Anwendung beitragen“, so das Strategiepapier wörtlich.
Milz: „Selbstverständlich können sich die Patienten darauf verlassen, dass wir Apothekerinnen und Apotheker diese Aufgabe sehr ernst nehmen. Um gegen die Problematik der Medikamentenabhängigkeit noch besser vorgehen zu können, hat das WIPIG allen Apothekern in Bayern einen Präventions-Vortrag zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe sie ihre Patienten noch gezielter aufklären können.“
In der Stärkung der wohnortnahen Individualapotheke sieht Milz die beste Möglichkeit, die zunehmende Medikamentenabhängigkeit weiterhin zu bekämpfen. „Arzneimittelabhängigkeit wird es immer geben, da therapeutisch unverzichtbare Arzneimittel in einem gewissen Umfang auch immer ein Missbrauchspotential in sich bergen können. Unser Ziel ist eine möglichst breite Aufklärung und Beratung. Die Apotheker sind in der Lage und auch willens ihren Beitrag dazu zu leisten“, so Milz.
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